Niemand wird vergessen e.V. ist ein ehrenamtlicher, gemeinnütziger Verein, der sich für die Erinnerung an das jüdische Leben in Deutschland vor der Shoah einsetzt. Viele jüdische Gemeinden und ihre Spuren sind in Folge des Nationalsozialismus gezielt ausgelöscht und in den darauffolgenden Jahren einfach vergessen worden.

In vielen deutschen Ortschaften erinnern aufgrund dieser Gräueltaten häufig nur noch jüdische Friedhöfe sichtbar an die lokale jüdische Vergangenheit. Da die Angehörigen der Menschen, die auf den Friedhöfen bestattet sind, im Zuge der Shoah ermordet wurden, geflohen sind oder hier nicht mehr leben wollen, ist häufig niemand mehr da, der sich der Pflege der Gräber in ausreichender Form annimmt.

Durch diesen Umstand sind die Gräber vielerorts nicht mehr als solche zu erkennen und fallen so nach und nach einem Vergessen anheim. Dem erklärten Ziel der Nationalsozialisten, jede Spur jüdischen Lebens zu vernichten, stellen wir uns auch heute noch entgegen.

Hierfür organisieren wir Einsätze zur Erhaltung und Pflege der Friedhöfe und Freilegung der Grabsteine und veranstalten begleitende Bildungsangebote.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden über 6 Millionen europäische Jüdinnen und Juden systematisch ermordet. Viele überlebende Jüdinnen und Juden ließen nach der Befreiung ihre alte Heimat hinter sich und gingen insbesondere nach Israel in der Hoffnung auf Schutz vor Verfolgung und staatlicher Diskriminierung.

Einige kamen nach Deutschland in ihre Heimatgemeinden zurück, doch viele Orte jüdischen Lebens, die nicht von den Nazis zerstört wurden, blieben von nun an verwaist, wurden anderweitig genutzt und gerieten in Vergessenheit.

Auch fern ab von den großen Städten finden sich noch einzelne Gebäude und Friedhöfe, die an das einstige jüdische Leben in den Kommunen erinnern. Wo sich jedoch nicht aktiv für deren Erhalt eingesetzt wird, zerfallen diese Orte, verschwinden nach und nach und mit ihnen auch noch die letzten Zeugnisse der einstigen Nachbarinnen und Nachbarn.

Die deutsche Gesellschaft hat sich vor nicht einmal hundert Jahren an der Verfolgung und Vernichtung vieler Millionen Menschen beteiligt. Nicht nur Jüdinnen und Juden, auch Sinti*zze und Rom*nja, queere Menschen, Homosexuelle, Menschen mit Behinderung, Schwarze Menschen, Kommunist*innen und viele mehr, die nicht ins Weltbild der Nationalsozialisten passten, wurden systematisch verfolgt, deportiert und ermordet. Es ist heute unsere Verantwortung, dass weder dieses Verbrechen, noch die Betroffenen und ihre Geschichte in Vergessenheit geraten.

Wir sehen es als unsere Verantwortung an, Spuren jüdischer Geschichte – insbesondere an Orten ohne aktive jüdische Gemeinde – aufzudecken und wieder ins gesellschaftliche Bewusstsein zu holen.

In Kooperation mit den zuständigen jüdischen Landesverbänden und unter Wahrung jüdischer Friedhofskultur pflegen wir das Gelände sowie die Gräber, sodass diese Orte als jüdische Friedhöfe wieder erkennbar werden.

Als gemeinnütziger Verein sehen wir es als unsere Aufgabe, ein Schlaglicht auf die aus dem kollektiven Bewusstsein geratenen Orte jüdischen Lebens zu werfen. Unser Ziel ist es, das Interesse der Anwohnerinnen und Anwohner für diesen Abschnitt der lokalen Vergangenheit nachhaltig zu wecken und dadurch auch eine kontinuierliche Pflege und Betreuung der jüdische Orte zu initialisieren. Aus diesem Grund ist es uns wichtig, eng mit lokalen Vereinen, Initiativen und Einzelpersonen zusammenzuarbeiten, welche die Möglichkeit haben auch nach dem Projekt weiter vor Ort aktiv zu sein.

Antisemitismus ist für uns in keiner Weise zu akzeptieren. „Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden“ (Adorno) und ein in der deutschen Gesellschaft tief verankertes und historisch gewachsenes Ressentiment. Sichtbar wird er auf Bildern und Karikaturen, durch sich hartnäckig haltende Vorbehalte, in Form von gesellschaftlicher Ausgrenzung, in offenen Hassreden und direkten Anfeindungen bis hin zu Gewalttaten mit teils tödlichem Ausgang. In unserer Arbeit zeigt er sich immer wieder in Form von gezielter Verwüstung und Schändung jüdischer Friedhöfe.

Traurigerweise muss daher auch heute noch eine Gesellschaft eingefordert werden, in der Jüdinnen und Juden die Möglichkeit haben, frei von Diskriminierung, Verfolgung und Gewalt zu leben.

Wir sehen Antisemitismus in der Gegenwart vor allem in Form von:

  • Verharmlosung und Relativierung von NS Verbrechen
  • verschwörungstheoretischem Antisemitismus
  • sog. „kapitalismuskritischem“ Antisemitismus und
  • israelbezogenem Antisemitismus.

So vielseitig seine Ausprägungen sind, so divers sind auch die antisemitisch agierenden Personen, die in allen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind. Doch egal wie und durch wen: Antisemitismus muss immer entschieden entgegen getreten werden!

Indem wir uns gegen Antisemitismus engagieren und Solidarität mit Jüdinnen und Juden zeigen, ist es unser Ziel, dazu beizutragen, eine Welt zu schaffen, in der alle Menschen – unabhängig von Religion, Herkunft, Geschlecht und Lebensweise – ohne Angst und selbstbestimmt leben können.

In Anbetracht des grassierenden und zunehmenden Antisemitismus in all seinen Formen in Deutschland und Europa sehen wir es als Notwendigkeit an, dass Jüdinnen und Juden in Israel einen Zufluchtsort finden können, an dem sie Schutz und Sicherheit erfahren. Israel ist eine historische Konsequenz aus der jahrhundertelangen Verfolgung von Jüdinnen und Juden in der ganzen Welt.

Wir stehen aus diesem Grund für das grundlegende Existenzrecht Israels ein. Israel ist ein demokratischer souveräner Staat, der das Recht hat, in Frieden und Sicherheit zu existieren ebenso wie das Recht sich selbst zu verteidigen. Dies ist als grundlegendes Bekenntnis zu verstehen, stellt jedoch keine Positionierung bezüglich konkreter Regierungspolitik dar.

Als Verein positionieren wir uns auch ganz klar antifaschistisch und schließen jegliche Zusammenarbeit mit antisemitischen, rassistischen, antiziganistischen, islamistischen, sexistischen oder anders diskriminierenden Gruppen oder Einzelpersonen grundsätzlich aus.

Aus der Geschichte lernen, heißt Konsequenzen für die Gegenwart ziehen.